"Über die bürgerliche Verbesserung der Juden"
Christian Wilhelm Dohm
Band 1
Dohm, Christian Wilhelm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden. Mit Königl. Preußischem Privilegio. Berlin und Stettin, bei Friedrich Nicolai, 1781
INHALT
(1) Vorerinnerung (i-vi)
(2) Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden. (1-154)
(3) Nachschrift. (151-154)
(4) Mémoire sur l’etat des juifs en Alsace. (155-200)
INHALT:
[Einführung] (155-164)
PROTECTION, RECEPTION ET HABITATION. (164-166)
EXEMPTIONS. (166-167)
ADMISSION DES ENFANTS MÂLES. (167-170)
PEAGE CORPOREL. (170-173)
USURE. (174-185)
COMMERCE. (186-189)
LIBERTÉ D'ACQUERIR. (189-190)
JURIDICTION DE RABINS. (190-191)
IDEM DES PREPOSÉS. (192-194)
BAPTEME DES ENFANTS. (194-200)
[in einer Anmerkung im vorliegenden Werk (S. 78-82) schreibt Dohm dazu:] „Dem Verfasser ist ein im vorigen Jahr dem Königl. Staatsrath von der elsäßischen Judenschaft vorgelegtes Memoire zu Händen gekommen, welches ihm sowohl der interessanten Thatsachen, die es enthält, als des edeln, würdigen Vortrags wegen, sehr erheblich, und einer mehrern Bekanntmachung werth scheint, auch daher dieser Schrift als ein Anhang beygefügt ist. Es giebt von dem itzigen Zustande der Juden im Elsaß, ihrem Verhältniß gegen den König und die Grundherrn eine sehr genaue Nachricht, und die Absicht desselben, den Juden mehreren Genuß der Rechte des Menschen und Bürgers zu verschaffen, ist so edel, daß man die Erfüllung theilnehmend wünschen muß, und unter der aufgeklärten Regierung Ludwig XVI. auch wohl hoffen darf. Von einer derselben ganz unwürdigen Verfolgung, die an jene der finstersten Jahrhunderte erinnert, wird man auch mit Befremden in diesem Memoire unterrichtet. Kaum sollte man es möglich halten, daß noch im J. 1779 einige Personen, nicht aus dem Pöbel, aber mit den Vorurtheilen desselben, es wagen konnten, eine völlige Unterdrückung und Ausrottung der Juden wider alle Grundsätze der Menschlichkeit, der Religion, der Gesetze und Verordnungen des Staats zu beschliessen. Mit fanatischer Wuth durchzogen diese Prediger der Verfolgung das Land; befeuerten das Volk zu gleichen Gesinnungen, theilten unter ihre Anhänger Creutze und Ordensbänder aus, und verleiteten sie zu dem schändlichen Verbrechen, falsche Quittungen über fast alle Forderungen der Juden zu verfertigen. Plötzlich war ganz Elsaß damit angefüllt, und die Juden des besten Theils ihres Vermögens beraubt, wenn nicht die Regierung itzt diesen Unordnungen Einhalt gethan und ihre strafbare Urheber zur Rechenschaft gezogen hätte. Ich gestehe es, diese Nachrichten sind so unglaublich für unser Zeitalter, daß ich sie für gegründet zu halten anstehn würde, wären sie nicht in einer für den Staatsrath des Monarchen bestimmten Schrift enthalten. Auch enthält noch einen andern Beweis das eigne Geständnis von der Fabrikation falscher Quittungen, der schon angeführten Observations d'un Alsacien sur les Affaires des Juifs en Alsace, deren Verfasser als Haupttheilnehmer angegeben wird. Er wagt es, diese offenbar allen öffentlichen Glauben und Treue zerstörende Handlung dadurch zu rechtfertigen, daß die Juden sie durch ihre Sünden verdient haben; daß es ein Mittel der Vorsehung sey, dieselben zu züchtigen, und daß man nur dieser die Bestrafung der freilich unrecht handelnden Christen überlassen müsse; daß die Christen zu sehr durch die jüdischen Zinsen gedrückt, und durch ihr Beyspiel zu so schändlichen Handlungen verleitet worden; daß doch vielleicht nicht alle Quittungen falsche seyn, weil vielleicht einige Juden niederträchtig genug gewesen, auch manche ihrer ächten Quittungen für christlich-verfälschte auszugeben. — Entschuldigungen, die jedes edle Herz, jeden geraden Menschenverstand fast noch mehr empören müssen, als die schändlichen Handlungen selbst. Beyde sollten in unserm Zeitalter unmöglich scheinen. Man findet jene indeß wirklich in der angeführten Schrift p. 105 &c. So sehr sich der Verfasser derselben bemüht, die Juden als unverbesserliche Menschen und schädliche Bürger anzuklagen; so hat doch die französische Regierung oft selbst anerkannt, daß die elsässischen Juden dem Staat, besonders in den Kriegen, wichtige Dienste geleistet haben, und sie deshalb mit besondern Freiheiten belohnt. So erhielt noch unter dem 5ten April 1775 Hr. Cerf Beer das ruhmvolle Zeugniß seines Monarchen: „daß er zu Unternehmungen für das allgemeine Beste und besonders den Kriegsdienst gebraucht worden, daß vorzüglich der grosse Krieg und die Hungersnoth der Jahre 1770 und 1771 ihm Gelegenheiten gegeben hatten, Proben des Eifers zu geben, mit dem er für das Wohl des Königl. Dienstes und des Staats belebt sey; und daß er auch seine Kinder zu eben so nützlichen Gliedern der Gesellschaft erziehe." Er wurde deßhalb auch durch die Verleihung aller Rechte und Freiheiten der übrigen Königlichen Unterthanen belohnt, und erhielt besonders die Freiheit, liegende Gründe und Güter anzukaufen &c. — Möchte nur erst der allgemeine Genuß dieser Rechte und Freiheiten die Juden überhaupt zu patriotischen oder doch wenigstens, brauchbarern und glücklichern Bürgern machen!“
Band 2
Dohm, Christian Wilhelm, Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden. Zweyter Theil. Mit Königl. Preußischer Freyheit. Berlin und Stettin, bei Friedrich Nicolai, 1783
Inhalt:
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Einleitung: Absicht und Plan dieser Fortsetzung S. 3-31
- Hr. Ritter Michaelis Beurtheilung. Ueber die bürgerliche Verbesserung der Juden von Christian Wilhelm Dohm. Aus: Orientalische und exegetische Bibliothek 19 (1782): 1–40 S. 31-72
- Moses Mendelssohn: Anmerkungen [über vorige 'Beurtheilung'] S. 72-77
- Des Hrn. Michaelis Beurtheilung [der Vorrede von Moses Mendelssohn zu] Menasseh Ben Israel, Rettung der Juden, aus dem Englischen übersetzt von Moses Mendelssohn S. 77-88
- Des Hrn. Prediger Schwager Gedanken, bey Lesung dieser Schrift S. 89-111
- Von S. (B. den 26. Oct. 1781) S. 112-114
- Von D. (M. den 18. Nov. 1781) S. 114-115
- Von M. (C. 18. Nov. 1781) S. 116-118
- Von v. W. (H. den 12. Jan. 1782) S. 118-123
- Von v. W. (H. den 10. März 1782) S. 123-125
- Von Gr. v. S. (Pl. den 20. Jan. 1782) S. 125-137
- Von M. (G. den 23. Febr. 1782) S. 137-138
- Von C. (D. den 8. May 1782) S. 138-139
- Von C. (B. den 17. Aug. 1782) S. 140-141
- Von G. v. S. (Pl. den 23. Oct. 1782) S. 141-145
- Von S. (B. den 26. Oct. 1782) S. 145-150.
Prüfung der Gründe, welche der Gleichmachung der Juden mit andern Bürgern des Staats überhaupt entgegengesetzt sind. Einführung S. 151-154
- Das den Juden verliehene Bürgerrecht, die ihnen ertheilte Fähigkeit Land zu besitzen und sich zu nähren, wie sie können, ist kein Unrecht für die Nachkommen der ältern Bürger, ist wahrer Vortheil für diese. S. 154-171
- Die in dem itzigen jüdischen Religionsbegriff noch wirklich befindliche Vorurtheile, die trennende Unterscheidung von andern Menschen, die Erwartung eines Meßias und seines irrdischen Reichs, das Temperament der Juden sind keine unüberwindliche Hindernisse der bürgerlichen und sittlichen Umbildung derselben. Alle religiöse Lehrbegriffe verändern sich almählig nach den Bedürfnissen des Staats, sobald ihre Bekenner zahlreicher und nur nicht gedrückt werden. Beyspiel des christlichen. S. 171-221
- Fortgesetzte Beantwortung des Einwurfs, daß die Juden nicht zu Kriegsdiensten fähig seyn würden. Wichtigkeit aber verschiedene Stärke desselben in verschiedenen Ländern. S. 222-246
- Schwierigkeit wegen des Ackerbaues. Sie ist nicht so groß als man sie vorstellt. An Land fehlt es nirgend, aber allenthalben mehr oder weniger an Händen um es noch vollkommner, als bis itzt, zu benutzen. Die Concurrenz jüdischer Landbauer kann den christlichen nie schädlich, muß ihnen vielmehr vorteilhaft seyn. S. 246-265
- Schwierigkeit wegen der Handwerke. Urtheil über die Zünfte. Ungereimtheit der Ausschliessung wegen sogenannter unehrlicher Geburt. Mittel die Juden zu Handwerkern, entweder mit oder ohne Aufnahme in die Innungen, zu machen. S. 266-299
- Beweis, daß die Juden einen den Christen abgelegten Eyd nicht für unverbindlich halten. Widerlegung der Eisenmengerschen Gründe für diese Anklage. S. 300-348
- Verschiedene litterarische [Nacherinnerungen] zu der Einleitung S. 349-362
- Nachschrift zu der Anmerkung S. 182: Ueber die Deisten in Böhmen S. 363
- [Korrespondentenbericht] S. 364-369
- [Dohms Kommentar dazu] S. 369-373
- [Vernehmungsprotokoll eines Deisten vom 5. März 1783] S. 373-376.
Franz Reuss, Christian Wilhelm Dohms Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden" und deren Einwirkung auf die gebildeten Stände Deutschlands.
Franz Reuss, Christian Wilhelm Dohms Schrift „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden" und deren Einwirkung auf die gebildeten Stände Deutschlands. Eine kultur- und literaturgeschichtliche Studie. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der philosophischen Doctorwürde an der k. Universität Leipzig. Kaiserslautern : Blenk & Cie. 1891
Inhaltsverzeichnis.
- Einleitung 1-8.
- Chr. W. Dohms Lebensgang 8-16.
- Dohms Schriften 16-20.
- Entstehung seiner Schrift über die Juden 20-22.
- Hauptgedanken dieser Schrift 22-35.
- Einwirkung der Dohm'schen Schrift im allgemeinen 35-36.
a) H. F. Diez 37-39
b) „Allgemeine deutsche Bibliothek" 39-42
c) Professor Michaelis in Göttingen 42-48.
d) Das „Minden'sche Intelligenzblatt" 48-52.
e) „Ephemeriden der Menschheit" 1782, I. Bd. 52-54.
f) „Ephemeriden der Menschheit" 1783, II. Bd. 54-57.
g) J. Chr. Maiers „Stark de Judaeorum etc." 57-59.
h) Mendelssohn's „Vorrede zu Manasseh Ben Israels Rettung der Juden" 59-64.
i) Mendelssohn's „Jerusalem" 64-66.
k) Die Schrift: „Soll der Jude Soldat werden?" 66-67.
B. Entschiedene Gegner Dohms
a) Die „Göttinger gelehrten Anzeigen" 67-70
b) Frdr. Tr. Hartmann 70-75.
Dohms Widerlegung seiner Gegner 75-84.
Praktische Erfolge von Dohms Schrift 84-87.
Die Schrift: „Freimütige Gedanken etc." 87-91.
Wolf Davidson: „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden" 91-94.
Weitere praktische Folgen von Dohms Schrift 94-97.
Schluss 97-104.
Weitere einschlägige Schriften 104-105